ISABELLA’S LAUFTAGEBUCH: MEIN ERSTER HALBMARATHON

ISABELLA’S LAUFTAGEBUCH: MEIN ERSTER HALBMARATHON

Ich weiß gar nicht wo ich beginnen soll, aber um es auf den Punkt zu bringen: es lief alles andere als erwartet!

Völlig motiviert, die Kinder bei der Schwägerin untergebracht, Koffer gepackt und mit dem Flugzeug in Italien angekommen – alles läuft nach Plan. Wir sind extra bereits am Freitag angereist, sodass wir am Samstag Zeit haben die Startnummern abzuholen, einen Lauf zu machen und natürlich ausreichend Pasta zu essen 🤤

Doch dann kommt die Nacht vor dem Wettkampf… alles hatte so gut bis dorthin funktioniert, doch wir haben uns eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Warum nur?? Warum nur wir?? Warum nur jetzt?? Ich konnte es selbst kaum glauben und hätte es ansonsten auf die Nervosität geschoben, aber da wir beide mit den gleichen Symptomen die Nacht im Bad verbracht haben, konnte es nichts anderes gewesen sein… Die Nacht war der reinste Horror. Wir konnten kaum schlafen, nichts in uns behalten und hatten die übelsten Magenkrämpfe… 

DER WETTKAMPFTAG

Um 6 Uhr sollte ich aufstehen um bereits 20 Minuten spazieren zu gehen. Ich nahm alle meine Kraft zusammen, packte mich in warme Kleidung, Kopfhörer rein um mich zu motivieren und raus an die frische Luft. Die kalte Meeresbriese hat gutgetan, aber einen Halbmarathon laufen?? Das konnte ich mir zu dem Zeitpunkt nicht wirklich vorstellen. 

Beim Frühstück haben wir keinen Bissen runterbekommen. Ich habe schwarzen Tee mit Zucker getrunken, um der Übelkeit entgegenzuwirken und etwas Kohlenhydrate in mich zu bekommen… Für einen Moment kamen mir die Tränen, weil ich so enttäuscht war. Einfach enttäuscht von der Situation, dass nach all dieser Zeit der Vorbereitung uns jetzt eine blöde Pizza (die trotzdem verdammt lecker war) einen Strich durch die Rechnung gemacht hat!

Aber, ich habe jetzt nicht 5 Monate trainiert, bin nach Italien geflogen, um dann am Ende nicht anzutreten. Wir starten! Und dann schauen wir wie es läuft… 

Ich schätze den Verlauf meiner Laune kann man im VLOG ganz gut nachvollziehen… Am Anfang war ich noch guter Laune. Die ersten 7km gingen überraschend gut und wir waren recht flott unterwegs. 

Für einen Moment dachte ich sogar, vielleicht schaffen wir ja doch noch den Halbmarathon unter zwei Stunden. Wir haben mit den ein oder anderen Läufern, die uns begegnet sind, Witze gemacht, Fotos geschossen und gelacht. 

Ein wundervoller über 70-Jahre alter Italiener ist mitgelaufen, in dem gleichen Tempo wie wir – er war einfach der Wahnsinn! Sein Laufstil sah aus, als würde er jeden Moment umfallen, aber er hat den Lauf knallhart durchgezogen und das mit einer Leichtigkeit, dass ist einfach bemerkenswert. Kleiner Spoiler Alert: er kam vor mir ins Ziel!! 😂

Doch dann kam Kilometer 13 und ab dem Zeitpunkt wurde es nur noch zur Qual. Die Muskeln schmerzten und irgendwie war einfach die Puste raus. Aber wir liefen weiter… 

Jeder neue Kilometer fühlte sich wie das Doppelte oder Dreifache an und Selbstzweifel machten sich breit. 

Da ich ja bewusst auf Gels und andere Energielieferanten verzichtet hatte, waren wir mit nichts ausgestattet unterwegs und waren völlig auf die Versorgungsstationen angewiesen. An welchen es nur Wasser gab. Zwischenzeitlich hatte mein Mister, der mich beim Lauf begleitet hat, versucht, mir eine Cola zu besorgen. Er ist schnell nach vorne gesprintet, hat am Straßenrand in einem Cafe gefragt, um leider jedes Mal abgewiesen zu werden, weil sie keine Kartenzahlung akzeptierten. Also waren wir bargeldlos, ohne Kohlenhydrate, mit leerem Magen und vermutlich relativ dehydriert unterwegs. 

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich sagen, dass man hier dringend auf seinen Körper achten muss. Mit einer starken Lebensmittelvergiftung hätten wir nicht starten können. Und wenn sich andere Symptome gezeigt hätten, hätte ich den Lauf auch sofort abgebrochen. Aber mit meinem Brustgurt hatte ich die ganze Zeit meine Herzfrequenz im Überblick und bin entsprechend gelaufen. 

Langsam aber steig kamen wir bei Kilometer 18 an und ein Ende war in Sicht. Die Sonne knallte mittlerweile ganz schön. Aber jetzt ging es erstmal für 1,5 Kilometer ein wenig bergab. Großartig!! Es war nicht viel Neigung, aber ich war so dankbar dafür 🤣

Mit letzten Kräften liefen wir auf den Startplatz zu – ich dachte schon fast, ich hätte es geschafft. Wäre da nicht noch der kleine Fakt gewesen, dass wir ins Stadion und dort noch eine Runde laufen mussten. 

Wahnsinn wie viel Kräfte sich da nochmal im Körper mobilisieren, wenn man weiß, dass es nicht mehr weit ist. Und dann war sie endlich da! Die Ziellinie!!! Geschafft! Ich habe keine Ahnung wie ich die letzten 21,0975 Kilometer geschafft habe, aber wir sind durch’s Ziel gekommen. Definitiv nicht in meiner Bestzeit und in der Zeit in der ich sie gerne gelaufen wäre, aber dafür mit einer wundervollen, neuen Erkenntnis: der Kopf ist verdammt stark. Viel stärker als man manchmal glaubt. Denn ohne einen starken Willen hätte ich es an diesem Tag nicht über die Ziellinie geschafft. 

NACH DEM WETTKAMPF: OPEN WINDOW EFFEKT

Normalerweise hätte ich jetzt auf ausreichend Flüssigkeit, Elektrolyte und leckeres Essen gesetzt. Aber das wollte mein Körper nicht. Tatsächlich haben wir den restlichen Tag im Bett auf dem Hotelzimmer verbracht, kleine Schlucke Cola getrunken, Salzstangen geknabbert und geschlafen. Ich war völlig ausgelaugt, kaputt und mein Körper erschöpft. Mehr denn je war klar, wir mussten uns erstmal von diesen Strapazen erholen.

Zusätzlich zu dem Unglück der letzten Nacht, kommt dann auch noch der Open Window Effekt dazu. Was das ist? Ein besonders hartes Training oder Wettkampf verlangt dem Körper einiges ab. Neben Müdigkeit und Muskelkater muss der Körper feine Risse im Muskelgewebe sowie verschlissene Gewebeteilchen reparieren und zerstörte Zellen abtransportieren – und all das neben der Immunabwehr von Krankheitserregern. Deshalb sind die Abwehrkräfte unmittelbar danach so geschwächt und man ist leichter für Infekte anfällig. Deswegen sollte man einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, um eine Ansteckung und Ausbreitung im Körper möglichst zu verhindern: 

  1. Viel trinken: schnellstmöglich den Flüssigkeitsverlust wieder ausgleichen, am besten eignen sich dafür Sport- oder Elektrolytdrinks.
  2. Sofort umziehen oder wenn möglich sogar heiß duschen: warmes Wasser tut den Muskeln gut und danach sollte man schön in trockene und warme Kleidung schmeißen und nicht im Kalten herumstehen.
  3. Energieverlust wieder ausgleichen: etwas Nahrhaftes mit ausreichend Kohlenhydraten und Eiweißen zu sich nehmen.
  4. Ausreichend Schlaf: während des Schlafes kann unser Körper sich am besten heilen und unsere Batterien aufladen. 
  5. Alkohol meiden: viele genießen ein Radler nach dem Lauf, das ist auch ok so, aber mehr sollte es dann doch nicht sein, denn Alkohol verlängert die Regeneration.
  6. Pause machen: bevor es wieder an ein intensives Training direkt danach geht, sollte man erstmal mit weniger belastenden Trainings starten, bis der Körper sich erholt hat.
  7. Wenig Ansteckungspotential: damit man sich erst gar nicht anderswo ansteckt, sollte man große Menschenansammlungen in z.B. öffentlichen Verkehrsmitteln oder Einkaufsläden meiden.

FAZIT

Bin ich 100% glücklich mit dem Ergebnis? Ja! Ich wünschte mir, es wäre anders gelaufen, aber unter den Umständen, unter denen ich gelaufen bin, ist es noch ziemlich gut gelaufen. 

Außerdem haben sich die 5 Monate Training positiv mental als auch körperlich bemerkt gemacht und das war es allemal wert! Aber was steht für die Zukunft an? Ein Marathon? Eher nicht – ich habe während den Vorbereitungen zum Halbmarathon gemerkt, wie viel Zeit das Training schluckt, wenn man sich intensiv darauf vorbereiten möchte. Einen Halbmarathon schon eher. Einen 10K-Lauf definitiv! Aber was mir definitiv erhalten bleibt: das Laufen! Ich möchte auf alle Fälle weiter laufen gehen und es einen festen Bestandteil meines Alltags machen. Aber ich möchte auch Platz für andere Sportarten schaffen und mehr Abwechslung reinbringen. Rudern, Radfahren, Krafttraining, etc. Ich glaube, ich habe für mich den perfekten Mix gefunden und wenn ich dann ab und zu aus Spaß an einem 10km oder Halbmarathon-Wettkampf teilnehmen, dann werde ich es genießen. Der nächste Wettkampf wird garantiert besser werden, als der letzte und ich werde davor keine Pizza essen 🤣

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