WARUM SOLLTE JEDER EINEN GESUNDHEITSCHECK ABSOLVIEREN BEVOR ER SICH LANGEN DISTANZEN WIDMET?
Vielleicht geht es nur mir so, aber ich bin ein kleiner Angsthase, wenn es um meine Gesundheit geht. Früher war ich da viel risikobereiter, aber mit dem Alter und den eigenen Kindern denke ich mehr über meinen Körper und dessen Vitalität nach…
Und dazu kommt noch, dass ich durch das Lauftraining meinem Körper einiges abverlange. So viele Schritte habe ich schon seit einigen Jahren nicht mehr gemacht. Aus einem einfachen, langsamen Joggen sind es schweißtreibende Intervallläufe geworden und mir geht ordentlich die Pumpe. Aber schafft das mein Körper wirklich? Ist mein Herz gesund? Und ist mein Training überhaupt meinem körperlichen Status Quo entsprechend? Oder kann ich mein Training vielleicht sogar verbessern, weil ich es besser an meinen aktuellen Leistungsstand anpassen kann?
UNSER KÖRPER IST UNSER AUSFÜHRENDES WERKZEUG UND DA SOLLTE MAN AUF NUMMER SICHER GEHEN, WENN MAN IHN MEHR BELASTET, DASS ALLES IN ORDNUNG IST.
Diese und mehr Fragen gingen mir während meiner ersten Trainingswochen durch den Kopf. Deshalb wollte ich unbedingt eine Leistungsdiagnostik machen – denn die gibt Aufschluss darüber, ob mein Körper wirklich gesund und bereit für die kommenden Trainingswochen ist. Unser Körper ist schließlich unser ausführendes Werkzeug und da sollte man auf Nummer sicher gehen, wenn man ihn mehr belastet, dass alles in Ordnung ist.
Auf der Suche nach einem geeigneten Arzt, bin ich auf den Internisten und Sportmediziner Dr. Fernando Dimeo beim Sport-Gesundheitspark Berlin gestoßen. Schnell habe ich mir einen Termin gebucht und war mit einer gewissen Ehrfurcht und Angst auf den Termin gespannt. Durch meinen Partner, der bereits diese Leistungsdiagnostik schon mal durchgeführt hatte, wusste ich, was auf mich zu kommt. Das hat es allerdings nicht besser gemacht. In Intervallen von 3 Minuten Laufen und 30 Sekunden Pause sollte ich so lange auf dem Laufband rennen bis ich nicht mehr kann. Richtig auspowern – bis quasi die Beine nicht mehr können. Für diesen Fall ist man in einem Gurt eingespannt, sodass man nicht hinfällt und sich verletzt.
Ok, diese Information hätte ich wirklich nicht gebraucht, denn jetzt sehe ich mich bildlich in diesem Netz aus Gurten hängen, nachdem ich dramatisch eine Bauchlandung mache ☺
Aber nützt ja alles nichts, schließlich will ich ja wissen, ob alles in Ordnung ist.
LAKTATSCHWELLE, „DER MANN MIT DEM HAMMER“, ANEROB UND AEROB – ISABELLA KLÄRT AUF
Das Schöne an diesem Termin ist außerdem, dass ich nicht nur Einblick in meine Fitness erhalte, sondern auch wo meine Laktatschwelle liegt. Was das ist? Erkläre ich mal schnell:
Die Laktatschwelle ist ein Wert, bei dem die Trainingsintensität dazu führt, dass sich Laktat schneller im Blut anreichert, als es abgebaut werden kann und führt somit zu einer Art „Übersäuerung“. Die Trainingsintensität und somit die Herzfrequenz, nach der ich ja trainiere, stehen also in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Laktatwert.
Beispiel: Bei einer Herzfrequenz von 176 Schlägen pro Minute wird ein Lauftempo von 2,8 Meter pro Sekunde und einem Laktatwert von 4,9 mmol pro Liter erreicht. Läuft man schneller, geht die Herzfrequenz hoch und auch der Laktatwert.
Den Trainingsbereich unter der Laktatschwelle steht für den aeroben und über der Laktatschwelle dem anaeroben Bereich. Im aeroben Bereich kann man „quasi tagelang“ durchhalten, da der Körper ausreichend Zeit hat seine Energiegewinnung aus unseren Fettreserven zu nehmen. Also knapp unter der Laktatschwelle ist übrigens unsere Fettverbrennung am höchsten! Also für alle, die noch ein paar Kilos verlieren möchten, ist in diesem Bereich das Training zum Gewichtsverlust am besten!
Hingegen im anaeroben Bereich muss der Körper sehr schnell, sehr viel Energie aufbringen und kann diese nur aus Zucker gewinnen – wovon wir nur sehr wenig haben. Aber was, wenn dann einfach kein Zucker mehr vorhanden ist? Dieses Phänomen kennen viele als „der Mann mit dem Hammer“ oder „wenn einfach nichts mehr geht“. Der Laktatspiegel wird dann unerträglich hoch und man kann einfach keine Leistung mehr bringen. Im Umkehrschluss bedeutet das also, umso höher die Laktatschwelle ist, desto länger kann man mit einer höheren Intensität arbeiten – und das ist ja genau das, wo wir hinwollen!
DIE MESSUNG DER LAKTATSCHWELLE
Einige Sportapps und Webseiten online geben Formeln, wie man auch selbst seine Laktatschwelle ermitteln kann, allerdings ist dies natürlich nicht so genau, wie in einem Labor-Setting wie im Sport-Gesundheitspark Berlin – denn hier wird der Laktatwert direkt im Blut gemessen. Genauer geht’s also nicht.
Momentmal, habe ich gerade Blut gesagt? Ja, aber keine Sorge! Es ist nur ein kleiner Picks am Ohrläppchen und aus dieser Stelle werden während jeder Pause ein paar Tröpfchen gedrückt – also völlig harmlos.
Gestartet wird bei der Leistungsdiagnostik mit einem Vorgespräch und anschließendem Messen von Körpergröße, -gewicht, -fettanteil sowie Lungenfunktion. Danach wird verkabelt, die bereits erwähnten Gurte angelegt und ein Ruhe EKG gemacht. Dann kann es auch schon losgehen. Das Laufband startet und noch in einem sehr angenehmen Tempo… Allerdings wird es nach jedem 3 Minuten Intervall eine Stufe schneller. Und was soll ich sagen, nach einigen Stufen wurde es ganz schön hart und die 30 Sekunden Pausen haben sich nur noch wie drei Sekunden angefühlt. Insgesamt habe ich knapp unter 24 Minuten durchgehalten und am Ende ging wirklich einfach nichts mehr. Ich hatte das Gefühl, dass meine Muskeln einfach nicht mehr können und meine Beine mich nicht mehr tragen. Gefallen bin ich nicht, wie in meiner ursprünglichen Befürchtung. Nach Aussage der medizinischen Assistentin ist das tatsächlich noch nie passiert – aber ich hätte ja die erste sein können ☺
DAS ABSCHLUSSGESPRÄCH FÜHRT ZU MEHR WISSEN ÜBER DEN EIGENEN LAUFKÖRPER
In einem ausführlichen Anschlussgespräch konnte mir dann Dr. Dimeo grünes Licht geben. Es ist alles in Ordnung mit meinem Herzen! Mein Körper ist also gesund um den Trainingsbelastungen Stand zu halten. Gesundheitliche Risiken konnten ausgeschlossen werden und wir kennen nun meine Laktatschwelle und wissen, bei welcher Herzfrequenz und Schwierigkeit meine anaerobe Schwelle beginnt. Nun können wir mein Training noch etwas mehr finetunen und ich kann beruhigt meine Trainings absolvieren!
So einen Check machen allerdings nicht nur Profisportler, wie ich das zuerst annahm, sondern wirklich jeder! Egal, ob Anfänger, Freizeitsportler oder Leistungssportler. Die Untersuchung würde ich jedem empfehlen, der sich sportlich betätigt oder betätigen möchte – ganz einfach um gesundheitliche Risiken auszuschließen und effektiver trainieren zu können.
Ich werde jedenfalls nächstes Jahr wiederkommen und bin gespannt, ob sich dann meine Laktatschwelle verändert hat. Vielleicht ist dann ja mein Lauftempo im aeroben Bereich schneller und ich schaffe es, auf dem Laufband länger durchzuhalten?! Wir werden es sehen…
Eure Isabella
#IsabellasLauftagebuch #GoIsabellaGo #RuntotheMAXX
Unser Vlog zu Isabellas Laufdiagnostik findet ihr hier:
Vlog: Isabella bei der Leistungsdiagnostik